Wort von Pfarrer Loi zu diesen besonderen Zeiten

Liebe Gläubige unserer Seelsorgeeinheit Marchtal,

nun ist es mir auch wichtig, dass ich mich, neben den ganzen behördlichen Erlässen und Vorgaben aus Rottenburg, ebenfalls bei Ihnen melde. Wie Sie sicher schon mitbekommen haben, werden bis mindestens 19. April 2020 keine öffentlichen Gottesdienste mehr in unseren Kirchen gefeiert. Das gab es in der Geschichte eigentlich so noch nie, dass in fast ganz Europa keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert werden sollen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Allein schon deshalb ist 2020 ein historisches Jahr. Denn wenn wir irgendwann auf dieses Jahr zurückschauen werden, wird es immer das Jahr sein, in dem das öffentliche Leben quasi zum Stillstand gekommen ist. Und es wird das Jahr sein, in dem wir selbst die Kar- und Ostertage nicht gemeinsam in unseren Kirchen feiern konnten. Außerdem werden ja auch die Erstkommunionen, Taufen und Hochzeiten verschoben und selbst Beerdigungen finden derzeit nur im kleinen Rahmen ohne Trauerfeier und Requiem statt. Selbst Krankenkommunionen und Krankensalbungen werden eingestellt und sollen nur noch in lebensbedrohlichen Situationen (stets unter Berücksichtung der rechtlichen Grundlagen und der nötigen Hygienemaßnehmen) stattfinden. Das geschieht vor allem zum Schutz der kranken und älteren Menschen, um sie durch Kontakte nicht unnötig anzustecken.

Ich möchte aber auch auf das Positive in dieser Krisenzeit blicken. Vielleicht wird 2020 auch in einer anderen Hinsicht historisch sein. Denn schon jetzt zeigen sich vielerorts so viele Aspekte von Nächstenliebe: Menschen, die aus beruflichen Gründen derzeit freigestellt sind (wie Erzieher/innen und Lehrer/innen) und auch junge Menschen (Schüler/innen, Student/innen) übernehmen für andere, die in dieser Zeit ganz besonders eingespannt sind (als Pfleger, Ärzte, Polizisten, Verkäufer, usw...) und für ältere und kranke Menschen zum Beispiel Einkaufsdienste. Und ich glaube, dass das in dieser für uns alle so schwierigen Zeit tatsächlich wichtig ist: dass wir zusammenhalten, auch und gerade weil wir uns momentan nicht treffen dürfen. Es ist fast schon ironisch, dass jetzt gerade jene Medien und Kommunikationsmöglichkeiten von äußerster Wichtigkeit sind, über die wir uns sonst so gerne aufregen. In einer Zeit, in der wir unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum herunterfahren müssen, sind wir tatsächlich auf Telefon, Handy und Videochats angewiesen, um miteinander in Kontakt zu bleiben.

Und ich weiß, dass vielen Gläubigen in diesen Tagen ganz besonders der Zugang zu den Sakramenten fehlt. Diesen Schmerz kann ich verstehen. Aus diesem Grund habe ich bereits am vergangenen Wochenende in den Gottesdiensten versprochen, dass ich weiterhin in meiner Hauskapelle täglich die Eucharistie feiern werde. Ich werde diese täglich um 10 Uhr feiern (werktags wie sonntags). Ich lade Sie ein: Lesen Sie in dieser Zeit die Texte des Tages mit, die Sie auf der Homepage www.erzabtei-beuron.de/schott finden. Außerdem empfehle ich Ihnen die alte Tradition der geistigen Kommunion, die viele Gläubige nicht mehr kennen. Die Glaubenskongregation schrieb 1983 dazu: "Wenn sie, zutiefst vom Wunsch nach dem Sakrament geleitet und im Gebet mit der ganzen Kirche vereint, den Herrn anrufen und ihre Herzen zu ihm erheben, haben sie in der Kraft des Heiligen Geistes Gemeinschaft mit der Kirche, die der lebendige Leib Christi ist, und mit dem Herrn selbst. Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments.“ Ich werde auch jeden Tag am Ende der Eucharistie mit der Monstranz den eucharistischen Segen in alle 4 Himmelsrichtungen spenden und Sie und Ihre Anliegen dabei mit einschließen. Ferner werde ich versuchen, dass die Sonntagsgottesdienste evtl. über einen Youtube-Kanal gestreamt werden. Sollte es klappen, werde ich den Link auf unserer Homepage www.se-marchtal.de sowie auf unserer Facebook-Seite veröffentlichen.

Zunächst kann ich schon mal auf folgende bereits existierende Live-streams verweisen: In unserer Diözese kann jetzt schon der Sonntagsgottesdienst mitgefeiert werden: www.drs.de.  Viele unserer Älteren, die mit unfreiwilliger „Isolation“ vertraut sind, berichten, dass die Sendungen und Gottesdienste auf Radio Horeb für sie sehr tröstlich sind. Über ein Digitalradio können Sie Radio Horeb empfangen oder auch per Livestream im Internet: www.horeb.org/livestream.

Auch wenn keine öffentlichen Gottesdienste mehr stattfinden, bleiben die Kirchen unserer Seelsorgeeinheit für das persönliche Gebet geöffnet. Gerne können Sie auch weiterhin die Kirchen aufsuchen, eine Kerze anzünden und im Gebet verweilen.

Unsere Pfarrbüros sind zu den gewohnten Öffnungszeiten telefonisch für Sie erreichbar. Es wäre gut, wenn wir den Publikumsverkehr im Pfarrbüro in dieser Zeit komplett einschränken können. Vieles lässt sich heute auch über Telefon wie über eMail genauso gut klären. Diakon Hänn und ich sind ebenfalls weiterhin für Sie telefonisch oder per eMail erreichbar. Auch wenn keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden können, sind wir als Seelsorger weiterhin für Sie telefonisch und elektronisch erreichbar.

Ferner sind alle kirchlichen Veranstaltungen bis mindestens 19. April 2020 abgesagt und auch alle Kirchen- und Klosterführungen in Obermarchtal bis Ende der Osterferien. Die Gemeindehäuser werden ebenfalls komplett geschlossen und alle Aktivitäten der Kirchengemeinden entfallen bis auf Weiteres.

Die nächsten Wochen bedeuten sicherlich eine starke Einschränkung in unserem persönlichen, gesellschaftlichen und religiösen Leben. Aber vielleicht sind die nächsten Wochen, in den wir auf soziale Kontakte ganz bewusst verzichten sollen, auch eine besondere Chance, mehr Zeit mit der eigenen Familie zu verbringen, sowie auch eine Zeit für persönliches Gebet, zum Lesen der Heiligen Schrift sowie zur Besinnung und Umkehr in Vorbereitung auf Ostern. Auch wenn Ostern dieses Jahr ganz anders werden wird, feiern wir an Ostern, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort hat, sondern das Licht erstrahlt, das die ganze Welt erleuchtet. Immer wieder tönt durch die Evangelien eine frohmachende Botschaft Jesu und mit dieser möchte ich auch enden: „Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Mit Gottes Hilfe schaffen wir alles, weil wir nicht alleine sind. Bitten wir daher auch immer wieder Gott darum, dass wir diese Pandemie schnellstmöglich in den Griff bekommen. Befolgen Sie aber bitte auch die Anweisungen der Behörden, weil auch wir mit unserem Verhalten dazu beitragen können, alles in den Griff zu bekommen. Behüte Sie Gott, passen Sie bitte auf sich auf und bleiben Sie gesund.

Im Gebet verbunden,
Ihr Pfarrer Gianfranco Loi